Jay-Z: „Als Kurt Cobain die Bühne betrat, musste HipHop eine Weile warten.“
Im neuen Buch von Pharell Williams mit dem Namen "Pharell: The Places And Spaces I've Been" kommt auch Rapper Jay-Z zu Wort, der endlich darüber sprechen kann, wie das damals eigentlich war, als zunächst Grunge und nicht Gangster-HipHop in die Schlafzimmer rebellischer Jugendlicher Einzug hielt.
Superstar-Produzent Pharell Williams ist bekannt dafür, mit einfach allem Geld zu machen. Da muss es nicht unbedingt um Musik gehen. Er lanciert alles – von Skateboard-Teams, über Kleiderlinien zu Möbeldesigns. Jetzt veröffentlicht er sein eigenes Buch. „Pharell: The Places And Spaces I’ve Been“, in dem er eine ganze Reihe talentierter Musiker interviewt. Mit auf der Liste: Hans Zimmer, Takashi Murakami und Anna Wintour.
Glanzstück der leichtfüßigen lyrischen Leistung ist aber mit Sicherheit das Gespräch mit dem gezähmten Gangster-Rapper Jay-Z, in dem die beiden dann darüber sinnieren, wie das denn in den 90ern so war, als der HipHop noch ein „kleines bisschen warten“ musste, weil Kurt Cobain und Nirvana die Musikszene mit Grunge-Klängen dominierten. Erst als dieses Phänomen den größten Hype überwunden hatte, konnte HipHop zum neuen Soundtrack der Jugendkultur werden.
Um zu erklären, wie das damals war, muss Jay-Z erst einmal an den Zeitpunkt zurückgehen, „wo Grunge noch nicht existierte“, um verstehen zu können, „warum Grunge passierte.“ So wird ein Ausschnitt von Pharalls Buch in einem Artikel von HipHop DX zitiert. Hier geht es los mit der Geschichtsstunde:
„‚Hair-Metal Bands‘ dominierten die Radiowellen und Rock hatte auf einmal keine Substanz mehr. Es ging auf einmal nur noch um Looks und nicht mehr mehr um das, wofür Rock stand – nämlich den rebellischen Geist der Jugend. Das ist auch der Grund, warum ‚Teen Spirit‘ so einschlug, weil es genau das auf den Punkt brachte, was jeder fühlte. Wisst ihr wovon ich spreche?“
Wir wissen, was er meint. Dann fährt er fort: „Es war einfach merkwürdig, weil eigentlich HipHop diesen Impuls auf Menschen ausübte. Grunge stoppte das für eine Sekunde, wisst ihr? Diese ‚Hair-Metal-Bands‘ machten es uns noch leicht. Aber als Kurt Cobain ankam, mussten wir einfach eine Weile warten.“
Es war wohl eine harte Zeit damals, als man diese Art der Musik und die dazugehörigen Personen aussitzen musste. Kurt Cobain war einer dieser Menschen. „Ich war immer jemand, der neugierig auf die Entwicklungen in der [Musik]szene war, als diese Einflüsse dann die Szene sprengten, konnte man sich davor nicht mehr retten,“ meint Jay-Z. „Du konntest die Augen nicht von ihnen nehmen, konntest nicht umhin, ihre Musik zu hören. [Cobain] war einer von denen. Ich wusste, wir mussten ein bisschen warten, bis wir den Haupteinfluss in der Szene ausüben könnten.“
Graziler könnte man sich nicht vor der Grunge-Szene verneigen, oder?
Hier noch einmal der Song, der von Jay-Z so bewundernd thematisiert wird, in einer Live-Version.