Verkannte Meisterwerke: The Adverts – „Crossing The Red Sea“
Wolfgang Doebling präsentiert eine weitere Auswahl von Alben, die sträflich übergangen werden. Los geht's mit The Adverts und ihrem Album "Crossing The Red Sea".
Eine weitere Auswahl von Alben, die sträflich übergangen werden, wenn es um die Kanonisierung von Back-Katalogen geht. Alben, die entweder nie von den Radarfallen derKritikerzunft erfasst wurden oder es allemal verdienen, wiederentdeckt zu werden. Zusammengestellt von Wolfgang Doebeling.
The Adverts – „Crossing The Red Sea“ (Anchor 1978)
„Come back when you’ve learned to play“ höhnt der Refrain mit solch vehementer Verachtung für die Urheber dieses Satzes, dass „One Chord Wonders“ fraglos gute Chancen hätte bei einer Wahl zum ultimativen Punk-Song. The Adverts, you see, waren Punks mit Leib und Seele, sie attackierten ihre Instrumente nach der Dilettanten-Devise learning by doing, sie hassten Prätention und Pomp, sie liebten es laut, rasant, prägnant.
„I always write singles“, so Sänger TV Smith, „I love choruses.“ Und so wirkt dieses Album: wie eine atemlose Abfolge toller Singles. Wobei die Adverts ihren größten Hit, das makabre „Gary Gilmore’s Eyes“, außen vor ließen. Punk-Ethos, you know. Der Gegenentwurf zum zynischen Recycling-Manöver „Never Mind The Bollocks“. Auch mit ihren Mängeln als Musiker gingen die Adverts entwaffnend offensiv um. Die Panda-äugige, auf der Bühne nahezu provozierend unbewegliche Bassistin Gaye und Drummer Laurie Driver hatten nie Berührung mit ihren Instrumenten, bevor sie sich mit Begeisterung der Band anschlossen. So bloody what.