Hurricane / Southside: Die Empfehlungen des Hauses
Rund 100 Acts machen am kommenden Wochenende in Scheeßel beim Hurricane und in Neuhausen ob Eck beim Southside Festival halt. Unsere Redakteure haben deshalb gründlich den Timetable studiert und ihre persönlichen Empfehlungen des Hauses zusammengestellt.
Little Dragon
Eine der besten Elektronikbands dieser Tage. Nicht nur wegen ihrer Namensgeberin, der schwedisch-japanischen Sängerin Yukimi Nagano (mit Drachen-Tattoo). Ihr Album „Ritual Union“ war eines der Highlights des vergangenen Sommers: pluckernde Drums, geisterhaft-soulfuler Gesang, melodiöse Keyboard-Schleifen – man darf gespannt sein, wie diese intensive Clubmusik open air funktioniert. (Sebastian Zabel, Chefredakteur)
Hurricane: Samstag 15:15 Uhr, Red Stage
Southside: Freitag 16:30 Uhr, Red Stage
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Noel Gallagher’s High Flying Birds
Wer hätte das gedacht? Wir wussten, dass Noel Gallagher die größten Hits hat. Wer seine Konzerte mit „Don’t Look Back In Anger“ beenden kann, braucht keine Angst zu haben, dass der Applaus ausbleibt. Wir wussten, dass Noel singen kann, manchmal sogar besser als dieser Bruder, mit dem er mal zusammengespielt hat. Dafür muss man nur einmal „If I Had A Gun“ hören. Dass sich der Gitarrist, der so gern am Bühnenrand stand, allerdings auch zu einem sogenannten Frontmann entwickeln würde – das ist die schönsteÜberraschung, die man bei jedem Konzert von Noel Gallagher erleben kann. (Birgit Fuss, Redaktion)
Hurricane: Samstag 20:45 Uhr, Blue Stage
Southside: Freitag 20.20, Blue Stage
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My Morning Jacket
My Morning Jacket begannen als Hippies in der Nachfolge des jungen Neil Young und entwickelten sich stetig zu Virtuosen der Psychedelia, die am schönsten auf dem Album „Z“ dokumentiert ist. Wie wenige, wenn nicht überhaupt keine amerikanische Band (außer ihnen) beherrschen sie die Pastorale, das Folkloristische ebenso wie das Wolkenkuckucksheim, den Überschuss an Sounds und Melodien. Angesichts der Tatsache, dass Bands mit sperrigen, spinnerten Namen selten lange überleben, gibt es sie jetzt schon verdammt lange. (Arne Willander, stellvertretender Chefredakteur)
Hurricane: Freitag 18:00, White Stage
Southside: Samstag 19:30, White Stage
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Nneka
„When your heart is as big as your Afro“… Nneka kam mit 18 aus Nigeria nach Hamburg und hat dementsprechend viel zu sagen. Spätestens das Album „No longer at Ease“ (2008) und die Single „Heartbeat“ machten sie und ihre einzigartige Stimme populär; mit ihrer Musik, ein Mix aus Reggea, Soul, Afrobeat und Einflüssen aus Dub und Hip-Hop will sie nicht nur entertainen: „Ich sehe mich als eine Art Übermittler. Man kann auch sagen, ich bin eine Dolmetscherin für alle, die nicht wissen, wie sie sich ausdrücken sollen.“ So erzählt ihre Musik mit viel Herz und Energie Geschichten von ihrer Gegenwart in Deutschland, ihrer Vergangenheit in Nigeria, Familie, Moral, falschen Zuständen und klingt live ganz genauso gut wie auf ihren Studioarbeiten. (Sophie Leubner, Praktikantin der Redaktion)
Hurricane: Samstag 18:15, Red Stage
Southside: Freitag, 18:45, Red Stage
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Die Antwoord
Gibt es eigentlich Menschen, die die beiden Alben dieses südafrikanischen Duos komplett durchhören können? Vermutlich nicht. Aber hier geht es ja um Konzert-Empfehlungen – und da muss man einfach sagen, dass man Watkin Tudor Jones alias Zef Rap-Rave-Master Ninja und Rapperin Yo-Landi Visser einmal live gesehen haben sollte im Leben. Diese irre Mix aus überzeichnetem Rap-Geprolle, diese Textsalven aus Englisch und Afrikaans, diese Sounds zwischen HipHop und 90er-Trash-Disse, die wilden Tänze der beiden, die überzeichneten sexistischen Symbole, die immer wieder aufblitzenden, blutigen Horrorelemente in ihrem Artwork – all das ist ebenso unterhaltsam wie schwer einzuordnen. Und so ein wenig Verwirrung tut doch auch mal ganz gut… (Daniel Koch, Online-Redakteur)
Hurricane: So. 14.15 Uhr, Red Stage
Southside: Sa. 16 Uhr, Red Stage
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Boy
Das Pop-Duo Boy, die Wahlhamburgerinnen Sonja und Valeska, pickt sich für seine Texte exakt die richtigen Häppchen aus Melancholie und Schönheit des Alltags, kombiniert sie mit eingängigen Melodien, den bodenständigen Klängen von Akustikgitarren, Bass und Melodika und fängt jeden noch so kleinen wundervollen Moment in seinen Songs ein um ihn ganz groß zumachen. Feminin, ergreifend, zauberhaft. (Sophie Leubner, Praktikantin der Redaktion)
Hurricane: Sonntag 17:00 Uhr, Red Stage
Southside: Samstag 19:00 Uhr, Red Stage
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M83
Was darf’s sein: Musik zum Träumen? Musik zum Tanzen? Musik zum Theoretisieren? Ein Solokünstler oder doch lieber eine Band? Am besten alles auf einmal? Dann sind M83 genau richtig! Das Projekt des Franzosen Anthony Gonzalez wird für Live-Auftritte zur Band, die soundtrackartigen Dream-Pop, shoegazende Nerd-Attitüde und stampfende Beats vereint. Musik für Maßlose. Hier gibt’s schon mal ein Interview und den Clip zum Single-Hit „Midnight City“. (Lars Friedrich, Volontär)
Hurricane: Samstag 21:15, Red Stage
Southside: Freitag 21:45, Red Stage
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The Stone Roses
Auch die Rave-o-lution dreht ihre Retro-Schleife und live zählten die freundlich-schlaffen Jungs aus Manchester immer zur Spitze der tanzenden Bewegung. Das scheinbar endlose, vom relaxten Funky Drummer getriebene „Fool’s Gold“ bleibt einer der Höhepunkte der Endachtziger-Ära. Schön, dass die Stone Roses wieder da sind – und ohne den Hype von damals bleibt immer noch eine große Indiepopband. (Sebastian Zabel, Chefredakteur)
Hurricane: Freitag 00:30, Blue Stage
Southside: Sonntag 21:30, Blue Stage
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The Cure
Zu Robert Smith darf man ruhig Legende sagen. Ewig kein neues Album gemacht, ewig die gleiche Zauselfrisur, ewig die alten Hits. Bis zu dreieinhalb Stunden spielen The Cure auf ihren Konzerten, und sie lassen (fast) nichts dabei aus. Große Werkschau, hoffentlich auch großes Konzert. (Sebastian Zabel, Chefredakteur)
Hurricane: Freitag 22:30, Green Stage
Southside: Samstag 22.30, Green Stage
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The XX
Wer glaubt, dass Euphorie etwas mit Lautstärke oder Luftsprüngen zu tun hat, mag oft recht behalten, aber eben nicht immer. Es gibt auch diese Art von Euphorie, die einen ganz langsam einnimmt, sich unbemerkt ausbreitet und einen dann plötzlich fest am Shirt gepackt hat. The xx sind genau in dieser Klasse Meister. Wirkt ihre Musik zunächst eher unaufgeregt, ihre Bühnenshow ereignislos, kann man sich schon im nächsten Augenblick nicht mehr lösen. So pathetisch solche Zeilen über magisches Schwirren in der Luft und Hooklines, die einem den Nacken runterkriechen, auch klingen – bei The xx, kann man sie nicht aussparen. Besonders open air löst das Trio aus dem Südwestens Londons beim Publikum wahre Höhenflüge aus, wie sich schon im vorletzten Festivalsommer ja hinreichend feststellen ließ. So war es einfach höchste Zeit für einen neuen Sommer mit The xx auf dem Timetable und für neue Songs der Band, die sie nun aber auch im Gepäck haben dürften. (Miriam Mentz, Praktikantin der Online-Redaktion)
Hurricane: Freitag 20:45 Uhr, Green Stage
Southside: Samstag 20:45 Uhr, Green Stage
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Mutter
Dass es auf dem Hurricane / Southide nicht nur um die fetten Namen geht, ist einer der Gründe, warum ich seit dem ersten Jahr fast jedes Mal da war. Und oft sind es gerade die kleinen Konzerte, mit denen ein Booker seinen Spleen oder seine Leidenschaft auslebt, die mich dann besonders kriegen. Im ersten Jahr war das zum Beispiel die Show von Son Volt im Zelt, die wohl nur die 40 Anwesenden interessierte. In diesem Jahr könnten Mutter eine Show dieser Art spielen, obwohl ich ihnen natürlich wünsche, dass sie vor übervollen Reihen spielen. Seit 26 Jahren gehören sie immerhin schon zu dem Besten, das die deutschsprachige Musik zu bieten hat und Max Müller zu einem der schwärzesten und besten Texter des Landes – das haben sie mit ihrem letzten Album „Mein Kleiner Krieg“ erneut bewiesen. Wird sicher schön, wenn Mutter den darauf besten Song „Regenwurm“ zum angekündigten Nieselregen singen bzw. raunen werden, nur um dann kurz darauf bei „Die Erde wird der schönste Platz im All“ die Sonne hervorzuspielen… (Daniel Koch, Online-Redakteur)
Hurricane: So. 12:00 Uhr, Red Stage
Southside: Sa. 13:30 Uhr, Red Stage