Ravens & Chimes: Post von Leonard Cohen
Anfang April erscheint "Holiday Life", das zweite Album von Ravens & Chimes, die auch Leonard Cohen zu ihren Fans zählen dürfen. Heute startet ihre Tour. Zwei zeitnahe Gründe, sich die New Yorker mit dem Händchen für großen Indiepop einmal als "Artist To Watch" vorzuknöpfen. Wir sprachen mit Sänger Asher Lack.
Eigentlich wäre vor fünf Jahren schon einmal der Zeitpunkt gewesen, Ravens & Chimes in einer Kategorie wie dieser unter die Lupe zu nehmen – hätte es „Artist To Watch“ damals schon gegeben. Nach der Veröffentlichung von „Reichenbach Falls“, dem Debütwerk der, damals sechs, New Yorker rund um Frontman Asher Lack – übrigens Sohn des kanadischen Künstlers Stephan Lack – zogen sie mit dem Album umjubelte Runden durch diverse Blogs und Foren, gewannen erste Fanherzen für sich, veranlassten Leonard Cohen dazu, ihnen eine begeisterte Mail zu schreiben und tourten ausführlich durch die USA. Doch während es Zeit für einen Nachfolger des Debütalbums wurde, schlichen sich finanzielle Engpässe, Uneinigkeiten innerhalb der Gruppe und kreative Blockaden in den Vordergrund und der Band an die Gurgel. Raven & Chimes standen kurz davor, es einfach sein zu lassen. Aber eben nur kurz davor.
Eine Mail, das Lied „Carousel“ sowie eine neue Besetzung retteten die Band und sorgten dafür, dass nun am 03. April „Holiday Life“ in den Regalen steht. Ein Album, das sich wie ein zweites Debüt anfühlen mag, doch gleichzeitig so sicher und auf den Punkt gespielt ist, dass man von Anfängern wahrlich nicht reden will.
Die Songs der vier New Yorker präsentieren sich äußert melodieverliebt und wechseln zwischen mal hmynischen, mal leise tastenden und dann wieder plötzlich übersprudelnden Parts. Wie „Carousel“, das sich erst langsam, stockend dreht und dann immer weiter in Schwung kommt. Während Asher Lack singt „the ballroom fills, the band beginns / we live again, and set your feet to dance with me“, bemerkt man wie der Fuß schon längst tänzelnd mitwippt. Und genau das passiert auch bei Songs wie „Division Street“ oder „Past Lives“. Bevor es einem selber bewusst wird, hat einen die Musik und Asher Lacks Stimme schon schleichend eingesogen. Ravens & Chimes drängen einem die Melodien nicht auf, sie schmuggeln sie einem fast unbemerkt unter. Und dann fangen sie an, im Kopf ihre Kreise zu ziehen, ohne dass man sie anhalten wollte oder könnte…
Am 03. April veröffentlicht ihr euer zweites Album „Holiday Life“. Der Weg zum zweiten Album war ungewöhnlich lang. Was ist alles passiert, seitdem ihr die Tour zu „Reichenbach Falls“ beendet habt?
Als Band erfolgreich zu sein, bedeutet sehr viel mehr Arbeit, als wir das zunächst erwartet hatten. Es war schwierig für uns abzuschätzen, wie viel Energie wir brauchen würden, um weiter voranzukommen. Und ich glaube, dass einige der Bandmitglieder einfach nicht bereit waren, so viel Arbeit da rein zu stecken.
Als wir die „Reichenbach Falls“ Tour beendet hatten waren wir ausgebrannt. Wir mussten anfangen an neuem Material zu arbeiten, aber stattdessen waren da viele Konflikte. Niemand fühlte sich noch wohl in der Runde. Und dann ging uns zudem das Geld aus – und zwar mitten in den neuen Aufnahmen.
Wir haben unseren Agenten gefragt, ob er uns ein wenig auf Tour schicken könnte, so dass wir ein bisschen Geld verdienen könnten, aber er meinte er könnte uns nicht helfen, bevor wir ein neues Album fertig hätten. Plötzlich waren alle Türen zugefallen.
Ich habe gehört, es hätte eine Mail gegeben, die für den nötigen Anstoß sorgte und euch veranlasst hat wieder neue Songs zu schreiben, allen voran den Song „Carousel“.
Ja, völlig aus dem Nichts, schrieb der Chef unseres Labels mir, dass da jemand wäre, der nach Songs für den Soundtrack von „Twilight 3“ sucht. Er fragte mich, ob wir nicht neues Material hätten, das funktionieren könnte. Ich hatte noch einen halbfertigen Song rumliegen, den wir bisher nicht aufgenommen hatten. Zu der Zeit hatte ich einen Job in Downtown und schrieb abends in dem Malstudio meines Vaters an neuen Songs.
An einem Abend ging ich nach der Arbeit wieder ins Studio und schlief ein mit der Gitarre neben mir auf der Couch ein. Als ich wach wurde nahm ich sie in die Hand und das erste das ich spielte war der Refrain von „Carousel“. Ich habe den Song noch an dem Tag fertig geschrieben. Er funktionierte so gut, dass ich den Rest der Band zusammentrommelte und wir eine Demo davon aufnahmen.
Kann man also sagen, dass mit „Carousel“ die Grundlage für ein weiteres Raven & Chimes Album gelegt war?
Als ich den Songs schrieb, war es, als könnte ich all die Unsicherheiten und Ängste, um die Zukunft der Band endlich loswerden. Nachdem „Carousel“ fertig war, kam der Rest des Albums sehr schnell zu Stande, es kamen neue Leute in die Band, und wir erweckten all die anderen Songideen wieder zum Leben zu erwecken und zu vervollständigen.
Wie war es, als ihr dann endlich, die Talphase im Nacken, wieder ins Studio seid, um mit den neuen Aufnahmen zu beginnen. Was war größer – die Angst, dass es doch schief gehen könnte oder die Euphorie über den Neubeginn?
Der Hauptgedanke war, wie gut es sich anfühlt endlich wieder Musik zu machen und das zusammen mit Leuten, die genau das auch wollen. Immer wenn wir jetzt etwas Neues als Band erleben oder etwas Besonderes machen, das andere Bands vielleicht nicht erleben, gehe ich sicher, dass ich eine Minute inne halte und das genieße. Danach frage ich mich, wie ich es so gut wie nur irgendwie möglich machen kann und ob es den Leuten etwas gibt, was wir tun.
Ihr konntet bereits mit dem ersten Album viele Fans gewinnen, unter anderem Leonard Cohen, der dir eine persönliche Mail geschrieben hat?
Er war ein Held für mich, seitdem ich 16 war. Somit war das wirklich ein riesiges Ereignis, eine Mail von ihm zu bekommen. Er gab mir und meinem Vater Tickets für seine Liveshow in New York im Bacon Theater. Er ist ein fantastischer Performer. Ich bin wirklich gespannt auf sein neues Album.
Was war das am meisten motivierende Erlebnis bis jetzt in eurer Bandgeschichte?
Einfach, dass es Leute gibt, die sich mit unserer Musik beschäftigen, über sie schreiben, mit uns Kontakt aufnehmen, zu den Shows kommen und anderen von uns erzählen.
Gibt es etwas, dass ihr niemals tun würdet, um eure Karriere voranzubringen?
Fällt mir nichts ein. Wenn etwas kommt, werde ich es aber sicher wissen.
Wie sieht euer Masterplan für Ravens & Chimes aus?
Mehr Platten zu machen, die wir genießen und uns mit Leuten zusammenbringen. Und ein ausverkauftes Konzert im Bowery Ballroom in New York zu spielen.
„Holiday Life“ erscheint am 03. April. Zudem gibt es das Album bereits jetzt komplett im Stream und zwar hier:
>>>> Albumstream
Tourtermine:
16. März – Museumskeller, Erfurt
17. März – Frühauf, Leipzig
18. März – Dresden, Scheune
20. März – Bamberg, Morph
21. März – München, Rote Scheune
22. März – Schorndorf, Manufaktur
23. März – Freiburg, Swamp
24. März – Weinheim, Cafe Central
26. März – Frankfurt am Main, Brotfabrik
27. März – Hamburg, Zentrale
28. März – Berlin, Deutsches Theater/Box
29. März – Hannover, Feinkost Lampe