Stealing Sheep: Auf der Abbey Road nachts um halb eins

Jarvis Cocker hat einen formidablen Musikgeschmack - das beweist er jede Woche in seiner Radioshow "Sunday Service". Dort hörten wir auch zum ersten Mal von Stealing Sheep aus Liverpool - und krallten uns die Damen sogleich für ein Interview.

Jarvis Cocker empfahl Stealing Sheep wärmstens in seiner BBC-Radioshow „Sunday Service“. Als dann der wunderbare Titelsong ihrer EP „I Am The Rain“ erklang, wusste man, dass Cocker mit seiner kleinen Lobeshymne nicht übertrieben hatte. Ein warmer Folksound, verspielte Twee Pop-Melodien, Krautrock-inspirierte Keyboards, klöppelnde Percussions und drei weiche Frauenstimmen – eine Klangmischung, der man nur schwer widerstehen kann. Das dachte sich auch das Label Cooperative Music und sorgte dafür, dass am 16. Dezember nun auch die 8-Track-EP „The Papermoon“ EP hierzulande erscheint.

Becky, Emily und Lucy stammen aus Liverpool und veröffentlichten Anfang des Jahres unter dem Namen Stealing Sheep ihre erste Single „The Mountain Dogs“. Da sie mit der lebhaften Musikszene der Beatles-Heimat eng verwachsen sind, wählten sie das heimische Kleinstlabel Red Deer Club für diesen Release. Als sie kurz darauf während ihrer kleinen UK-Tour im Rahmen der Idle Fret Clubnight in London spielten, griffen die Veranstalter zu und sicherten sich den Release von „I Am The Rain“ für ihr Label Idle Fret Records (das übrigens jeden Monat auf seiner Website eine EP verschenkt).

Die drei jungen Damen wählten für ihre ersten Aufnahmen verschiedene Spielstätten. Ein paar Songs wurden in einer nächtlichen, nicht ganz legalen Session in den Abbey Road Studios aufgenommen (dazu später mehr), andere in einer Schule, oder auch mal schlicht im eigenen Schlafzimmer. Für ein kommendes Album wollte man in einer Villa aufnehmen, die einst Charly Chaplin gehörte – das Vorhaben wurde allerdings wegen einer längeren UK-Tour verschoben.

Viemeo.com, Inc. Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Viemeo.com, Inc.
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Von Stealing Sheep wird man in diesem oder im kommenden Jahr garantiert noch einige wunderschöne Songs zu hören bekommen. Ein guter Grund, um im Rahmen unserer Reihe Artist To Watch mit den Damen zu sprechen. Hier unser Interview:

Eine norwegische Death Metal Band hat euch zum Bandnamen inspiriert – so hab ich’s gehört. Stimmt das? Und seid ihr sicher, dass die nicht Raping Sheeps hießen?
Die Band hieß Enslaved und hat als Protestaktion das Schaf eines Politikers gestohlen (sehen Sie hier das Video zur Aktion). Der Politiker hieß Lars Sponheim und hatte gefordert, illegales Downloaden zu legalisieren, da ja eh schon alles frei zugänglich wäre. Also haben sie das selbe Prinzip auf eines von Sponheims Schafen angewendet und es sich einfach genommen. Es ist aber kein Schaf zu Schaden gekommen, soweit wir wissen.

Kommen wir zu den Standards: Wer macht bei euch was in der Band?
Becky spielt alte Yamaha- und Casio-Keyboards – manchmal auch eine Hammond-Orgel – und baut damit die Drone-Synthie-Sounds der Sixties und diese „music box plinky patterns“ nach. Emily spielt psychedelische E-Gitarren, hört Krautrock und liebt noch immer ihr Whammy-Effektgerät. Und Lucy spielt hypnotische, druckvolle Beats nach Mo Tucker-Tom-Tom-Pom-Pom-Art.

Viemeo.com, Inc. Placeholder
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Viemeo.com, Inc.
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Wieviel Liverpool ist in eurer Musik?
The good the bad and the ugly of Liverpool – es ist alles da!

Ist es in Liverpool eigentlich schwerer in einer Band zu sein oder NICHT in einer Band zu sein?
Letzteres. Definitiv.

Habt ihr denn auch schon mal die Tourietour gemacht, wo man das Klo sehen kann, auf dem der kleine McCartney damals Pipi gemacht hat?
Die Tour heißt „Magical Mystery“-Tour und wir sehen immer, wie der Bus an unseren Häusern vorbei fährt und in die Penny Lane einbiegt. Sehr inspirierend!

Dem Art Rocker sagtet ihr vor ein paar Monaten, ihr schreibt gerade Songs für ein Album, das ihr im September in einer Villa von Charlie Chaplin aufnehmen wollt. Ist das noch aktuell?
Den Plan haben wir verworfen, weil wir noch mal mit Summer Camp und Thousands auf Tour gehen. Wir werden das Album nächsten Sommer aufnehmen.

Stimmt es, das ihr auch in den Abbey Road Studios wart? Wie habt ihr das angestellt? Und stimmt es, dass ihr dort eine Version von „I Am The Walrus“ aufgenommen habt?
Wir haben uns nachts reingeschlichen mit Hilfe von ein paar Tontechnikern, die uns in London haben spielen sehen. Das war während unserer UK-Tour im Februar. Wir haben ein paar Songs aufgenommen und ein Freund von uns – Jack Whiteley aus Liverpool – hat ein tolles Video davon gedreht. „I Am The Walrus“ haben wir dort nicht aufgenommen, aber wir haben es zum Sonnenaufgang in voller Lautstärke in Surround Sound gespielt. Ein göttliches Gefühl!

Man konnte euch ja bereits in Deutschland live sehen. Ihr habt zum Beispiel mal auf der Fusion gespielt. Wie war das für euch?
Das war – ungelogen – das beste Konzert, dass wir je gespielt haben. Wir waren ein wenig zerrockt, weil wir schon den ganzen Tag gefeiert hatten, aber der Vibe dort war unglaublich. Wir trieben durch wundervolle Lichtprojektionen und ein Meer aus Feedbacklärm, während überall gechillte Leute auf Sandsäcken rumlagen, die vor dem draußen tobenden Gewitter ins Zelt geflüchtet waren. Aber wir haben auch schon Clubgigs bei euch gespielt. Und wir freuen uns drauf, dass mal wieder zu tun!

Ihr wisst – wir Musikjournalisten sind faule Hunde. Wenn wir erst mal einen Aufkleber für eure musikalische Schublade haben, kommt ihr da nicht wieder raus. Also, das ist eure Chance – was soll bei euch dranstehen?
Doomy-Sugar-Pop!

Was sind eurer Meinung nach die musikalischen Zutaten von „I Am The Rain“?
1 Löffelspitze voller „Wicker Man“-inspirierter Harmonien
1 Prise Beatles Juice
1 halber Esslöffel Mitternacht
Eine Dose Endorphine
1 Orangenschale

Gibt es etwas, dass ihr nie für eine Karriere tun würdet? Ein Schaf vergewaltigen. Was macht ihr, wenn ihr nicht gerade Musik macht?
Illustrationen, Filme, Tanzen.

OK – letzte Frage: Welchen Künstler sollten wir uns auf jeden Fall mal anhören?
Stig Noise! Eine Band aus Liverpool, die uns gerade Frühstück gemacht hat. Die sind bald auf Deutschlandtour – schaut sie euch an, wenn sie am 20 Oktober im Schokoladen spielen!

Stig Noise 12″ Vinyls by Jacobia Stig

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates