Tochter von Phil Collins kennt keine Genesis-Songtitel
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„In The Air Tonight“! Das ist die Antwort von Lily Collins auf die Frage, welchen Songs sie von ihrem Vater, Phil Collins , am liebsten mag.
Gefragt wurde die „Emily In Paris“-Darstellerin in der Sendung „Watch What Happens“. Ganz einfach machte es sich die 35-Jährige nicht (und wer könnte es ihr verdenken). „Wahrscheinlich ‚In The Air Tonight’… Ich weiß nicht, da gibt es zu viele“, antwortete sie auf Andy Cohens nicht sonderlich originelle Frage.
Doch der Moderator ging noch ein Stück weiter, fragte nach ihrem Lieblingssong von Genesis. Da musste Lily Collins tatsächlich passen. Sie hatte aber auch eine interessante Erklärung für ihr überraschendes Nichtwissen parat.
„Das Lustige ist, dass ich als Kind diese Erinnerungen an Lieder habe, von denen ich nicht weiß, ob sie wirklich echt sind“, erklärte die Schauspielerin. „Weil sie bereits in meinem Kopf waren, als ich vielleicht noch im Mutterleib war. Aber als ich dann das erste Genesis-Konzert besuchte, an das ich mich als Erwachsene tatsächlich erinnere, gab es Songs, die gespielt wurden und ich dachte: ‚Das ist ein echter Song?‘ Ich dachte, das wäre nur eine Melodie in meinem Kopf. Das war wirklich seltsam.“
Phil Collins und Lily Collins: Keine leichte Beziehung
Mag diese Vorstellung auch etwas seltsam daherkommen, sie passt zu Lily Collins‘ Leben, weil sie ihrem Vater in ihrer Kindheit nicht besonders nahe stand. Das betonte sie immer wieder in Interviews.
Zu ihrer Ehrenrettung sei noch dazu gesagt, dass viele der berühmtesten Songs vor allem von Genesis vor ihrer Geburt aufgenommen wurden.
25. Thunder and Lightning
Ein Stück von „Face Value“, das in Gestus und Instrumentierung sehr nach Genesis klingt, ein wenig auch nach dem verzwickten Jazz-Rock von Brand X: Phil an Schlagzeug und Fender Rhodes, dazu Daryl Stuermers Gitarre und die Bläser – eingängig, aber überfrachtet (aus „Face Value, 1981). AW
24. Invisible Touch
Der einzige Nummer-Eins-Hit von Genesis und Titelsong ihres umstrittensten Albums. Das Lied soll aus einem Jam heraus entstanden sein, was man sich beim architektonischen Aufbau schwer vorstellen kann. Der Song wurde 1986 in den US-Charts lustigerweise von „Sledgehammer“ an der Spitze abgelöst – ein Stück des Ex-Genesis-Sängers Peter Gabriel (aus „Invisible Touch“, 1986). SN
23. Land Of Confusion
Die Eindringlichkeit des marschierenden Stücks wird konterkariert durch das schlecht gealterte Spitting-Image-Video mit Hauptdarstellern wie Gorbatschow, Khomeini, Gaddafi und, äh, Prince. Der Song dreht sich um den Kalten Krieg, richtet sich gegen Reagans Atompolitik. Diverse Metal-Bands haben die quasi-militärische Härte des Stücks verstanden und es gecovert (aus „Invisible Touch“, 1986). SN
22. It’s Gonna Get Better
Der letzte Song von „Genesis“, der mit Falsettgesang wie eine Mischung aus Moody Blues, Chicago und Bee Gees klingt: „Cos I know everybody can feel it/ And I know everybody will see it …“ Seltenes Weltbeglückungspathos der britischen Grummler (aus „Genesis“, 1983). AW
21. Inside Out
Aus Collins‘ erfolgreichstem Soloalbum wurde dieses Lied erstaunlicherweise nicht als Single ausgekoppelt. Ein schwüler, aber unprätentioser Song über sexuelle Erfüllung – in den eigenen vier Wänden. aus „No Jacket Required“, 1985). SN
20. Why Can’t It Wait ‚Till Morning?
Der scheinbar beinahe idyllische Schluss von „Hello, I Must Be Going!“: Piano, Streicher und Flöten verdichten sich zu einer Serenade. Aber Collins‘ Rache-Album endet auf einer ambivalenten, möglicherweise vergifteten Note: „You‘re going nowhere without me/ So close your eyes/ I‘ll make it oh so nice for you.“ Das Liebeslied klingt wie – eine Drohung.
(aus „Hello, I Must Be Going!“, 1982). AW
19. Behind The Lines
Der Swing, befeuert durch die Phenix Horns (damals EWF Horns), ist ein von den Genesis-Mitgliedern selbst neu bearbeitete Fassung des „Duke“-Songs von 1980 (aus „Face Value“, 1981). SN
Copyright: jr
18. That’s All
Von der Platte „Genesis“ und ähnlich überraschend wie „Mama“: ein Pop-Song der einfachsten, effektivsten Art, ein bisschen Klavier, Singalong. Nicht, dass die Kritik Genesis nun liebte – aber „That‘s All“ war so etwas wie ein Aufstand im Prog-Rock-Land – und ein kleiner Hit (aus „Genesis, 1983). AW
17. In Too Deep
„Crying at the top of my voice / and no one listening“ – Collins gelingt in dieser Ballade tatsächlich das Kunststück zu schreien ohne wirklich zu schreien. Chronologisch gesehen seine letzte große Genesis-Single
(aus „Invisible Touch“, 1986). SN
16. Easy Lover (mit Philip Bailey)
Das etwas schlechtere „I Want to Know What Love Is“ von Foreigner hielt diesen Knaller, eines der besten Duette aller Zeiten, leider von dem Top Spot der US-Charts fern. Das Schlagzeug-Intro von Phil ist, wie nicht anders zu erwarten, ein Spektakel. Kurios, vielleicht auch etwas kleinlaut: Dass sich hier zwei Sänger wegen einer Frau zutexten, die beide nicht halten konnten. (Single, 1985). SN
15. Against All Odds (Take A Look At Me Now)
Der Moment, in dem Phil Collins die Weltherrschaft erreichte: Für Taylor Hackfords gar nicht so schnulziges Melodram (mit Jeff Bridges) schrieb er diese Ballade, die mindestens ein Jahr lang aus jedem Radio der Welt tönte. Der Trommler war nun zum Troubadour am Piano geworden, der das eine große Gefühl singt.
(Single, 1982). AW
14. It Don’t Matter To Me
Eines der vielen (neun) Trennungs- und Rachelieder von „Hello, I Must Be Going!“: eine Hommage an den von Collins geliebten quirligen Philly-Soul mit schmissigen Bläsern und falschem Englisch, fabelhaft arrangiert und beinahe mit einem Jota Humor. Schlechte Laune, beschwingt (aus „Hello, I Mjst Be Going!“, 1982). AW
13. Follow You, Follow Me
Tony Banks sagt, es sei das einzige Lied, das die Band bis dato gemeinsam im Studio komponiert hatte. Es markiert jedenfalls den Wechsel in ihre eindeutige Pop-Phase, und das Solo des Keyboarders ist bis heute ihr bestes. aus …And Then There Were Three…, 1978). SN
12. Mama
Der große Hit und der erste Song von dem Album „Genesis“: Die Band galt plötzlich als modernistisch, hatte auch ein beknacktes Video gedreht, und die stampfenden Maschinengeräusche verhießen „80er-Jahre!“. Das gurgelnde dreckige Lachen hatte Collins in einem Film gehört und für „Mama“ nachstellen lassen. Der Song ist ziemlicher Quatsch, aber auch ziemlich großartig (aus „Genesis“, 1983). AW
11. I Missed Again
Collins‘ bekanntestes Trennungslied, er klang auch nie wütender: „You can feel it all around you, but it’s something you just can’t touch /
And I feel it coming at me“. Das verschleppte Schlagzeug, der C-Teil und das noch einen Gang höher schießende Saxofon-Solo: alles in allem ein perfektes Arrangement. (aus „Face Value“, 1981). SN
10. I Don’t Care Anymore
Der brutale Eröffnungssong von „Hello, I Must Be Going!“, fast nur Trommeln und skandierter Gesang: Es ist passiert, überall ist Blut – doch der Sänger reagiert nun mit dem Trotz eines Kindes: „You can tell everyone I‘m a down disgrace/ Drag my name all over the place/ I don‘t care anymore.“ Und die Freunde sagen das auch! Und es kümmert sie auch nicht mehr! Ein Trennungs-Lied mit dem Furor eines sardonischen Wutausbruchs (aus „Hello, I Must Be Going!“, 1982) AW
7. If Leaving Me Is Easy
Das sentimentalste Stück auf Collins‘ Debüt-Album: Trauer und Selbstmitleid haben hier etwas Tranquilistisches in der friedlichen, fließenden Bewegung der beinahe gewisperten Ballade. Der Sänger hält sozusagen auch die andere Wange hin – hofft aber selbstverständlich, dass diese Geste die Untreue so richtig schmerzt (aus „Face Value, 1981). AW
6. In The Air Tonight
Collins‘ berühmtester Song und mittlerweile ein Synonym für die 80er-Jahre – zugleich war „In The Air Tonight“ auch sein erster Solo-Hit, übrigens ein moderater. Mit der legendären langen Autofahrt in die Nacht in „Miami Vice“, bei der Don Johnson einmal an der Telefonzelle hält, um seine Ex-Frau anzurufen, hat das rätselhafte Stück eine Bebilderung bekommen – Collins schwört, ihm sei die Bedeutung (offekundig Rache) selbst nicht klar (aus „Face Value“, 1981). AW
5. Tonight, Tonight, Tonight
„I’m Coming Down like A Monkey“ – In der besten Genesis-Single geht es möglicherweise um Drogen, auf jeden Fall wurde das acht Minuten lange Stück herrlich durch einen Einsatz in der Serie „Magnum“ (fast in kompletter Länge!) illustriert. Die Programmierung des Drumcomputers ist eine Genie-Leistung (aus „Invisible Touch“, 1986). SN
4. Don’t Let Him Steal Your Heart Away
Eine wunderbare Ballade von dem Meisterwerk „Hello, I Must Be Going!“: Der Song nahm Hits wie „Against All Odds“ vorweg, übertrifft sie sogar mit dem Streicher-Arrangement von Martyn Ford und dem unwiderstehlichen Sentiment eines pathologischen Romantikers. Das Herz blutet (aus „Hello, I Must Be Going!“, 1982). AW
3. I Cannot Believe It’s True
Glasklarer Pop-Swing mit Bläsersätzen der Phenix Horns, schwelgerischem Chorgesang und klirrender Percussion. Der reine Klangluxus und darin Steely Dan verwandt – allerdings ohne Ironie in dem Text über blankes Entsetzen und verletzte Eitelkeit: „Oh I gave it all to you/ Now I‘m living on borrwed time/ But it‘s mine, do you hear me.“ (aus „Hello, I Must Be Going!“, 1982). AW
Copyright: IM
2. Thru These Walls
Ein ergreifendes Stück über Einsamkeit, Isolation und den Lärm des Lebens hinter den Wänden von „Hello, I Must Be Going!“, das an Leonard Cohens Qualen in „Paper Thin Hotel“ denken lässt. Von Daryl Stuermer und Phil (an Keyboards und Marimbas) als butterweiche Ballade inszeniert – und eine der erstaunlichsten von Collins‘ Gesangsleistungen (aus „Hello, I Must Be Going!“, 1982). AW