„Diary of the Dead“ ist George A. Romeros prophetischster Zombie-Film

Hinterfragt Blogger, aber hinterfragt deren Nachrichten nicht weniger als die der etablierten Medien!

George A. Romeros vorletzter, aus Handkameraperspektive gedrehter Film erschien 2007 auf dem Höhepunkt des Found‐Footage‐Horrors („Cloverfield“, „Rec“, „Paranormal Activity“), floppte als einziger der dazugehörigen Filme und war als einziger hochpolitisch: eine Kritik an rechten Medien, in deren Kolportage der Patient Zero der Zombieseuche ein, was sonst, illegal Eingewanderter ist.

Sieben Filmstudenten flüchten mit stets angeschalteter Kamera durch Pennsylvania und treffen auf Menschen, die ihr Außenseiter‐ Status eint. Und die vieles richtig machen. Afroamerikanische Paramilitärs setzen ihre Waffen nicht zur Terrorisierung derjenigen ein, die sie rassistisch drangsaliert hatten, sondern zur Verteidigung aller. Gerade diejenigen, die wir ausgegrenzt hatten, können also diejenigen sein, die uns zur Seite stehen. In alter Romero‐Tradition sind die Übeltäter Vertreter der herrschenden Klasse, weiße Soldaten, die die Vorräte der Studenten plündern.

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„Diary Of The Dead“ war auch prophetisch, zeigt die Macht der Blogosphäre auf unser Selbstbild, nimmt den Einfluss sozialer Medien vorweg. 2007 war das heute längst vergessene Myspace die Nummer eins der sozialen Netzwerke, für die es den Begriff soziale Netzwerke noch gar nicht gab. Facebook und Twitter waren unbedeutend, Instagram noch nicht mal gegründet. Aber Romeros Protagonisten nutzen bereits YouTube, um waghalsig aufgenommene Videos der Untoten‐Attacken hochzuladen. Sie geben Anweisungen, wie Clips zu schneiden sind, um damit Wirkung zu erzielen. Schnell wird unklar, was Information ist und was Fake News, wie sie heute das Netz verunreinigen.

Romero forderte: Hinterfragt Blogger, aber hinterfragt deren amateur‐ journalistische Nachrichten nicht weniger als die der etablierten Medien. Die Studenten ersehnen eine Karriere als Netzpersönlichkeiten, wittern die Chance auf digitale Lebensverlängerung. Weil sie im echten Leben bald gefressen werden.

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